Überarbeiten mit Lektorenattitüde (2)

Ein Buch besteht nicht nur aus dem, was dort schwarz auf weiß geschrieben steht. Das ist eine Binsenweisheit, doch beim Überarbeiten sollten wir sie immer im Hinterkopf behalten. Analog zur Astrophysik könnten wir von einer »dunklen Materie« reden, etwas, das »da« ist, aber nicht wirklich zu erkennen. Mit dem Lesen nehmen wir unsere Individualität, unsere Biografie, unsere Werte und Ansichten als Maßstab mit in den Text. Das Ergebnis ist eindeutig: A findet das Buch grandios, B ästimiert es für Schrott, C legt es als leichte Lektüre beiseite, D zerbricht sich den Kopf darüber. Wer B, C und D sind, wissen wir nicht. Aber A kennen wir. A wie Autor, A wie wir selbst. Und von allen Lesern unseres Buches ist der Autor der unzuverlässigste, der unglaubwürdigste. Schon deshalb können Autoren ihre Bücher nicht »lektorieren«. Sie stecken mittendrin. Und es bedarf einer äußeren Instanz, so viel Autor wie möglich im Werk zu belassen und so viel wie notwendig zu eliminieren. Das kann man auch als unmittelbar Betroffener beim Überarbeiten ausprobieren. Nur eines sollte man sich dabei immer wie ein Mantra vorbeten: Das Buch ist nicht vollkommen. Das Buch ist nicht vollkommen …

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Das Lektoratsgutachten. Die verkannte Chance

In diesem Blog ist das Lektoratsgutachten bereits mehrfach als eine recht preiswerte Möglichkeit erwähnt worden, die Qualität eines Textes »als Ganzes« zu analysieren. Der Fokus liegt also weniger auf stilistischen Schwächen, als viel mehr auf der Dramaturgie, der Fähigkeit, Leser zu packen und bei der Stange zu halten. Ich habe in den letzten Jahren für einige befreundete Verlage solche Gutachten erstellt. Im Bereich des freien Lektorats für Selfpublisher scheint der Begriff des Lektoratsgutachtens noch nicht geläufig zu sein, wie ich immer wieder aus Anfragen ersehe. Deshalb etwas detaillierter, was man erwarten darf – und was nicht.

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Die Perspektive aus einer anderen Perspektive gesehen

verlorene_5_8_kleinEs ist vollbracht. Eigentlich bin ich das, was man einen routinierten Schreiber nennt. Zu alt, um Aufgaben zu unterschätzen, immer noch jung genug, sie mit der Naivität des juvenilen Kraftprotzes anzugehen. Kriegen wir schon hin. Kein Problem. Aber bei »Die Verlorenen des Mondes« war mir doch mulmig zumute. »Aus Gründen«, wie man heutzutage sagt. Aber hallo! Wer schreibt, ohne ein mulmiges Gefühl zu haben, kann auch Briefmarken sammeln. Schreiben ist Abenteuer und bei Abenteuern kann man scheitern.

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Bye bye, Pseudonyme!

Ich heiße Dieter Paul Rudolph und meine Bücher verkaufen sich nicht. Haben sie noch nie. Größter Erfolg: ein Lehrbuch für Multimedia-Entwickler, dann kommt lange nichts, dann kommt mein Krimidebüt, aber auch nur, weil ich es später noch einmal als Selfpublisher veröffentlicht habe. Vierstellig sind die Verkaufszahlen dennoch nicht geworden. Wie es den anderen Büchern von Dieter Paul Rudolph erging, verschweige ich lieber, man kann es sich vorstellen.

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Überarbeiten mit Lektorenattitüde (1)

Endlich! Sie haben Ihren Text beendet und legen das Werk stolz beiseite. Wie wärs mit einem Sekt? Aber nur einem kleinen, denn die Arbeit ist ja nicht fertig, das Schlimmste wartet noch: überarbeiten.

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Was ist eigentlich stilistische Stringenz?

Wieder so ein Fachbegriff. Dabei besagt er nicht mehr und nicht weniger, dass der Stil eines literarischen Werkes eine bestimmte Atmosphäre, einen »Sound« vermitteln soll – und zwar nicht durch Handlung, sondern ergänzend zu ihr, als eine Art Kommentar zu dem, was  beschrieben wird. Oder um in eine benachbarte Kunst auszuweichen: Der Stil ist die Hintergrundmusik in einem Film. Ihr Einsatz verstärkt eine Wirkung, sie deutt etwas an, das gleich kommen wird (man denke nur an die bedrohlichen Geigen, wenn sich der Held durch einen dunklen Wald bewegt) oder lullt uns ein, um uns im nächsten Moment durch einen schrillen Ton aus der Schläfrigkeit zu reißen). Doch bevor wir ein wenig in Theorie baden wollen, hier ein Beispiel aus der Praxis.
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Die Mär vom perfekten Lektorat

Es ist schon ein Skandal. Da zahlt man diesem Lektorenpack viel Geld – und dann liefern sie keine perfekte Arbeit ab! Perfekt wäre es, wenn ich den lektorierten Text einem anderen Lektor übergebe und der ihn mir mit der Anmerkung »Ist schon perfekt, kann ich nichts mehr verbessern« zurückschickt. Aber genau das passiert nicht! Der zweite Lektor ändert Dinge, die der erste nicht moniert hat, ein dritter korrigiert den zweiten und ein vierter den dritten und so weiter bis in alle Ewigkeit, und das alles auf meine Kosten. Ist doch nicht normal.

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Was ist eigentlich – Achtung, Schimpfwort! – Unterhaltung?

Seit nunmehr einem halben Menschenleben beschäftige ich mich mit Literatur, praktisch und theoretisch. Ich habs sogar studiert und kenne die Begrifflichkeiten. Aber eine Sache lässt mich nach wie vor ratlos zurück. Die Sache mit der Unterhaltungsliteratur …
Eines immerhin weiß ich: Auf der Skala der literarischen Wertigkeit steht »Unterhaltung« ziemlich weit unten. Und noch etwas weiß ich: Auf der Skala der Beliebtheit steht »Unterhaltung« unangefochten ganz oben. Seltsam, oder? Welche Schlüsse ziehen wir daraus? Man darf es sich aussuchen. Entweder sind die Kritiker weltfremd oder die Leser sind dumm. Beide Varianten befriedigen nicht wirklich.

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Roman-Arbeitstagebuch, dritter Eintrag. Relative Zeiten

Ein Roman hat immer zwei Geschwindigkeiten: die, in der er geschrieben, und die, in der er gelesen wird. Diese Geschwindigkeiten differieren in der Regel, denn selbst der schnellste Schreiber ist dem Normalleser unterlegen. Das Ergebnis kann eine Sinnestäuschung sein, die nämlich, dass ich als Autor das Tempo, in dem ich meine Geschichte ausbreite, falsch einschätze und damit eine dritte Geschwindigkeit verpfusche, die der Handlung nämlich.

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Auf Facebook gibts noch mehr …

Die verlorenen des Mondes_fbklein… von „Die Verlorenen des Mondes“ nämlich. Wer sich dafür interessiert, was aus dem Roman wird, um was sich überhaupt die Handlung dreht und was es noch so an Hintergrundinformationen gibt, der ist eingeladen, die Seite zu verfolgen und ein Däumchen zu spendieren.