Kurt Beinwell: Wildes Kraut aus dem Weltall

beinwellDer Landwirt Markus Schmidt hatte in letzter Zeit wenig Glück. Bei einem Autounfall mit ist er schwer verletzt worden, während seine Frau verstarb. Nun kann er seinen Hof nicht weiter bewirtschaften und überlegt, wie es weitergehen soll. Eines Tages findet er auf seinem Weizenfeld etwas merkwürdiges, dass offenbar vom Himmel gefallen ist. Es sieht aus wie ein übermäßig großer Pflanzensamen, also pflanzt er ihn im Garten ein.
Wenig später, wandelt sich alles zum Besten. Seine Verletzung behindert ihn plötzlich nicht mehr und er fühlt sich ungewöhnlich gut. Allerdings stellt sich später heraus, dass die fremde Pflanze etwas damit zu tun hat, denn die ist inzwischen in seinem Garten gut gewachsen.

Leseprobe:
»Das muss ein Meteorit sein«, dachte ich zunächst, verwarf es dann aber gleich wieder.
Meteoriten waren aus Metall, das wusste ich noch aus der Schule. Zwar hatte ich noch nie einen in der Hand gehabt, aber mein Fundstück fühlte sich nicht wie ein Metallklumpen an. Es erinnerte mich eher an eine zu groß geratene Samenkapsel irgendeiner exotischen Pflanze.
*
Wieder im Haus angekommen, überlegte ich, ob ich jemanden anrufen sollte. Konnte das ein Stück eines Satelliten sein? Es gab keine Kabel, Schalter oder andere Anzeichen von Elektronik.
Ich strich mit der Hand über die Oberfläche. Sie war nicht vollkommen glatt, eher strukturiert wie eine Orange, aber deutlich härter. Mit einem Messer versuchte ich, sie vorsichtig einzuritzen, aber die Klinge glitt ab wie von einem glitschigen Stein. Auch eine Öffnung konnte ich nirgends finden.
Sollte ich bei der Polizei im Dorf anrufen? Was könnte ich dort sagen?
»Guten Tag, ich habe im Weizenfeld eine Art Ei aus dem Weltraum gefunden.«
Nein! Ich kannte die lokale Polizei. Die wäre mit so etwas überfordert.
Die Regierung vielleicht?
»Hallo! Ist Ihnen ein Stück Weltraumweizen abhandengekommen?«
Bei dem Gedanken musste ich laut auflachen. Die Regierung würde sich einen Scheiß um mich kümmern, selbst wenn ich eines ihrer geheimen Experimente gefunden hätte. Gerade dann würden die mich eher wegsperren, als mir eine vernünftige Antwort zu geben.
Ich dachte wieder an Margot. Was hätte sie mir wohl geraten? Im Geiste konnte ich noch ihre Worte hören:
»Wirst du wohl dieses Jahr mehr Glück mit den Tomaten haben, Markus? Was meinst du?«
Sie hatte mich immer wieder damit aufgezogen und natürlich reagierte ich immer beleidigt. Es war unser Spiel, dass wir spielten. Ich hatte es jedes Jahr geschafft, diese Tomaten zugrunde zu richten, und ich verstand nie, woran es lag.
Ich vermisste ihre Sticheleien.
»Mach dir nichts daraus, Markus«, sagte sie immer zu mir. »Schau dir deinen Weizen an! Der gedeiht immer prächtig und das ist doch die Hauptsache.«
Und plötzlich wusste ich, was ich mit meinem Fund anfangen würde.
zum Text: Die Kurzgeschichte »Wildes Kraut aus dem Weltall« war ursprünglich ein Beitrag für eine Zeitschrift, die nach Stores aus dem Bereich Fantastik gedacht. Das Thema war »Phantastische Botanik – pflanzliches Leben in SF, Fantasy und Horror.«
Genre: Science-Fiction, Fantastik

10 Kommentare

  1. Dieter Paul Rudolph

    Im Großen und Ganzen ist das solide erzählter Text, die Diktion unaufgeregt, sachlich. Das Erste, das mir stilistisch auffällt, ist die Häufung des Wörtchens „immer“ im letzten Teil. Und das ist der (allerdings leicht zu beseitigende) Schwachpunkt: Der Text müsste ein wenig „gesäubert“, stilistisch nachbearbeitet werden.
    „Sie hatte mich immer wieder damit aufgezogen und natürlich reagierte ich immer beleidigt.“ : ein Tempusfehler, denn wenn schon im Plusquamperfekt, dann auch konsequent. Warum hier ins Präteritum gewechselt wird, ist schon klar. Der Autor möchte das zweite „hatte“ vermeiden, was er aber sehr locker erreicht, indem er es einfach weglässt. „Sie hatte mich immer wieder damit aufgezogen und ich natürlich beleidigt reagiert.“ Das „immer“ lassen wir gnädig unter den Tisch fallen, wir brauchen es nicht.
    Im übernächsten Satz findet sich das „hatte“-Problem ebenfalls, doch auch hier stehen wie so oft Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung. „Ich hatte es jedes Jahr geschafft, diese Tomaten zugrunde zu richten, und ich verstand nie, woran es lag.“ Daraus ließe sich ohne Problem ein „Ich hatte es jedes Jahr geschafft, diese Tomaten zugrunde zu richten, und verstand bis heute nicht, wie.“ Im Übrigen: Manchmal lässt sich dieses „hatte“ – „hatte“ nicht ohne stilistische Verrenkungen vermeiden, die dem Text mehr schaden als nützen …
    Auch ein Text ist nichts anderes als ein Feld, das man gelegentlich jäten sollte. Hier ist die Arbeit überschaubar, ein paar Hilfsverben ließen sich vermeiden, einige Sätze umstellen, um den Fluss geschmeidiger zu gestalten.
    Ob man geheime Experimente „finden“ kann oder doch „aufdecken“? Ich würde mich für letzteres entscheiden.
    Sehr schön finde ich den Übergang vom Fund des Objekts zur verstorbenen Ehefrau, womit eine weitere Erzählebene geöffnet wird. Unschlüssig bin ich mir hingegen über den „Humoranteil“ des Textes. Er schreit geradezu danach, aber Humor ist eine andere, sehr diffizile Baustelle … Etwas unsicher bin ich mir auch, als der Erzähler ganz am Ende der Leseprobe „plötzlich“ weiß, was er mit dem seltsamen Ding anfangen soll. Möglicherweise wird hier etwas verschenkt. Vielleicht böte sich an, noch etwas zu zögern, das Ding daheim auf die Kommode zu legen, drüber nachzudenken? Und möglicherweise geht ja von dem Ding irgendeine „magische Anziehungskraft“ aus? Aber gut, hier geht mir wohl die Phantasie durch …

    • Hallo Dieter,
      danke für den ausführlichen Kommentar. Ich werde die Geschichte nochmal durchsehen. Deine Hinweise helfen mir auf jeden Fall weiter.

      Eigentlich sollte ich mir einen Lektor suchen, konnte mich aber bisher noch nicht dazu aufraffen.

      • Dieter Paul Rudolph

        Du kannst dich ja mal melden, wenn du dich aufgerafft hast 😉

  2. Leser

    Ich finde den Text aus Lesersicht wirklich spannend. Auch der Humor hat mich sofort an die Geschichte gebunden, ebenso an den Erzähler. Gemäß Klappentext soll der Erzähler ja eine schwierige Zeit durchmachen und ich fühle auch gleich mit ihm mit, wünsche ihm, dass jetzt etwas Gutes passieren wird. Deshalb bin ich total neugierig geworden, was geschehen wird. Wo kann man den Text denn weiterlesen?

    • Das Buch ist im Amazon Store erhältlich. Der Link ist im Artikel aufgeführt.

  3. Interessante Figur, dieser Landwirt, ich mag seine Gedankenstimme, das gemächliche Überlegen, die Erinnerungen an seine verstorbene Frau Margot. Die Informationen sind in der Exposition (muss ja der Anfang sein) schön gesetzt, bin orientiert, habe Lust, weiterzulesen, das Einzige Manko -dieser Einschub mit den ruinierten Tomaten, da finde ich nicht zu dem Humor, der angestrebt wird. Trotzdem. Gefällt mir.

    • Danke für den HInweis. Humor war eigentlich gar nicht beabsichtigt. Die Tomaten sollen nur dazu hinführen, dass er das gefundene Samenkorn einfach in seinen Garten einpflanzt um zu sehen, was daraus wird. Das kommt dann im darauffolgenden Kapitel.

  4. frickfilm

    Großartige Grundidee, und ja: auch für mich schreit es nach komischen und absurden Übertreibungen und Verwicklungen a la Douglas Adams. Bei dem Alleskönner-Samenkorn musste ich gleich an Hanf denken. Dachte schon es wird eine Parodie auf die Hanf-Thematik. So ein Buch würde viele Leser interessieren.

    • Oh, das mit dem Hanf kenne ich noch gar noch gar nicht von Douglas Adams. Die Story entwickelt sich zwar ganz ähnlich wie ein Rauschzustand, jedoch etwas dramatischer als man vielleicht von einem „normalen“ Joint erwarten würde.

      • frickfilm

        Das habe ich so nicht gemeint. Von Douglas Adams gibt es eine Hanf-Parodie – so weit ich weiß – nicht. Um so mehr die Chance für Dich, das zu versuchen.

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